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Christoph Werner

Schloss am Strom
Roman


Schinkel kämpft in seinen Fieberträumen um die Vollendung seines Bildes "Schloss am Strom". Er durchlebt auf seinem Krankenbett noch einmal sein erfülltes und von krankmachendem Pflichtgefühl gezeichnetes Leben und die Tragik des Architekten und Künstlers, der sich zum Diener des Königs machen ließ

Die Lorelei

Die Lorelei

Carolin Eberhardt

Die Kunstsage Brentanos um die legendäre Loreley ist weithin bekannt. Doch ist es möglich, dass es die Gestalt der Lorelei tatsächlich gab? Die traditionell überlieferten Sagen des Rheins stellen diese Möglichkeit zumindest ernsthaft zur Diskussion. Denn aus der Gegend von Bacharach ist die tragische Geschichte einer wunderschönen und edlen Jungfrau bekannt, in deren Gestalt sich viele Parallelen zu der Figur aus Brentanos und Heines Dichtung entdecken lassen.

Carolin Eberhardt

Laut Überlieferung lebte vor langer Zeit einmal eine edle Jungfrau in Bacharach. Diese besaß wohl eine seltene und ungewöhnliche Schönheit und hörte auf den Namen Lore Lay. Alle Männer der Umgegend waren ihrem edlen Antlitz gänzlich verfallen, niemand, der sie erblickte, konnte sich ihrer Schönheit erwehren. Es wurde sogar behauptet, dass Lore Lays Augen einen Zauber ausstrahlten, welcher ihre Verehrer gefügig machte. Doch war das Herz der Schönen bereits an einen Rittersmann auf einer Burg bei Bacharach vergeben, mit dem sie sich heimlich und im Stillen traf, damit es niemand mitbekam. Als nun ihr Geliebter einst in den Krieg ziehen musste, so wurde Lore Lay sehr wehmütig und tiefe Trauer packte sie. Doch schien es nun, als würden durch ihre Traurigkeit nur noch mehr Männer auf sie aufmerksam. Selbst einigen Kirchendienern blieb das Wunder ihrer Schönheit nicht verborgen und auch sie verliebten sich in die Jungfrau. Um ihre Sünde des irdischen Verlangens aber rechtfertigen zu können, behaupteten die Kirchenlakaien nun, Lore Lay sei eine Zauberin, die sie verzaubert habe. Diese Klage trugen sie alsdann nun auch dem Bischof von Köln vor. Der sanfte und sehr verständige Mann warf daraufhin einen aufmerksamen Blick auf das arme Mädchen und sagte dann: „Jetzt begreife ich wohl diese Zauberei.“ Lore Lay weinte herzergreifend, kniete vor dem Bischof nieder und sprach zu ihm: „Ehrwürdiger Herr! Ich will gern sterben, denn ich bin selbst nicht glücklich und mache andere unglücklich. Der Himmel hat mir Reize gegeben zum Verderben.“ Der Bischof erwiderte: „Du sollst sterben, aber nur für diese Welt. Ich will dir eine anständige Begleitung geben in das Frauenkloster auf der andern Seite des Rheines. Dort lege ein Nonnengewand an und du wirst deinen Frieden finden.“

Kurz darauf brach eine kleine Gruppe älterer Ritter mit der Jungfrau aus Bacharach auf. Ihr Weg führte sie oberhalb St. Goars am Ufer des Rheines entlang. Als Lore Lay nun den wunderbaren Fels und den Rhein von der Anhöhe entdeckte, so wurde ihr schwer ums Herz und so sprach sie zu den Rittern: „Erlaubt mir, diese Klippe zu besteigen, denn ich möchte noch einmal die Wohnung meines Geliebten sehen und den herrlichen Strom, von dem ich jetzt scheiden muss.“ Die Männer konnten dem Mädchen diese Bitte nur schwer abschlagen und so begab sich die Schöne leicht wie eine Gemse auf die Spitze der Felsen und schaute weit über den Rhein. Plötzlich sah sie weit entfernt ein Schiff, welches im Morgenwind heranfuhr. Bald bemerkte sie mit freudiger Aufregung, dass die Flagge des Schiffes die ihres Geliebten war. Alsbald erkannte sie auf dem Vordeck einen stattlichen Ritter, in welchem Lore Lay ihren Geliebten erkannte. Rasch schritt die Jungfrau weiter nach vorn, streckte die Arme sehnsuchtsvoll nach ihrem Edelmann aus, rief laut seinen Namen, bemerkte dabei aber nicht, dass sie schon am Rand des Felsens stand. So stürze die Unglückselige in den Rhein, dessen Wasser unbarmherzig über ihr zusammenschlug.

*****
Textquellen:

mündlich überlieferte Sage; nacherzählt in Anlehnung an: Schreiber, Alois: Sagen aus den Rheingegenden, dem Schwarzwalde und den Vogesen, Heidelberg: Verlagshandlung von Joseph Engelmann, 1839.


Bildquellen:

Vorschaubild: Max Klein - Marmor-Brunnen vor der Nationalgalerie Berlin, 1904 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Loreley,kol. Aquatinta von Johann Jakob Tanner, 1853 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Bilder bearbeitet von Carolin Eberhardt.

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