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Sebastian Kaps und Michael Pantenius
Die Straße der Romanik
Bild-Text-Band

Das Land zwischen Harz, Unstrut, Saale und Elbe war vom 9. bis ins 12. Jahrhundert Kernland deutscher Geschichte. Bedeutende Bistümer und Kirchen entstanden, hier gründeten der erste König und der erste Kaiser der Deutschen starke Pfalzen und Burgen. Vieles hat die Jahrhunderte überdauert. Sebastian Kaps und Michael Pantenius führen in diesem Band zu beeindruckenden Denkmälern der romanischen Baukunst.

Dom St. Petrus Trier

Dom St. Petrus Trier

Dr. Michael Pantenius
Rudolf Voigtländer

Einheit in der Stilvielfalt

Flavia Julia Helena – was für ein schöner Name und was für eine Frau! Ihr hat Trier viel, am Ende alles zu verdanken. Die Mutter des Kaisers Konstantin hat etwa um die Jahre 326, 329 ihren prachtvollen Palast der ersten christlichen Gemeinde der Stadt geschenkt. Die durfte ihn niederreißen und sich auf dem Gelände eine Kirche bauen. Und stets, wenn Jahrhunderte vergangen sind, gibt es auch dazu mancherlei Legenden. Im Kern sind sie wohl wahr. Die kraft dieser Schenkung mit der Zeit entstandene Domkirche St. Petrus ist die älteste Bischofskirche Deutschlands und sie steht zusammen mit der durch einen Kreuzgang verbundenen Liebfrauenkirche seit 1986 auf der Liste des UNESCO-­Weltkulturerbes.

Doch warum stiftete die Kaisermutter ihren Palast den eben erst im Reich legalisierten Christen? Sie hatte den neuen Glauben angenommen, war wenig später nach Jerusalem gereist und hatte dort Splitter vom Kreuz Christi und Kreuzesnägel aufgefunden, vor allem aber den Heiligen Rock, das ungeteilte Gewand des Gottessohnes, erworben und „ihrer Kirche“ in Treveris übereignet. Dass sie als Heilige verehrt und dass im Dom ein Schädelreliquiar von ihr bewahrt wird, ist nur folgerichtig. Dort kann man ihr nun mehrfach ins Gesicht schauen: Lebensgroßen Skulpturen begegnet man in der Ostkrypta des Domes und im Bischofshof. Helena findet sich auf zahlreichen größeren und kleineren antiken Münzen. Einen Kamm von ihr, auch eine Trinkschale zeigt die Domschatzkammer.

Der Dom, so wie er heute ist, entstand in vielen Phasen. Dem Aufbau folgten Teilabrisse, Umbauten, Zerstörungen zur Zeit der Völkerwanderung, die Normannen fielen ein und brandschatzten die Heiligtümer … Das alles ist recht gut erforscht und füllt Folianten. Was wir heute sehen, entstand auf und über den ersten Grundmauern in den Jahren zwischen 1038 und etwa 1530. Neue Pfeiler, Türme, Langhausmauern, Krypten, Hochaltar … harmonisch vereint in einem gegliederten Raum von etwa 95 Metern Länge und 38 Metern Breite. Alle Bauphasen und Zeugnisse der Kunst im Verlauf der 1.700-jährigen Geschichte dieser ältesten Kathedrale nördlich der Alpen präsentieren sich als Einheit in der Stilvielfalt.

Für den Besucher ist die Ausstattung von besonderem Interesse. Sie erschließt sich fast mühelos. Man kann sie sehen und bewundern. Da sind die prachtvollen Bischofsgrabaltäre, Grabbögen und -platten, die reiche Bilder- und Symbolwelt am Hauptaltar und den Nebenaltären, in den Kapellen und Reliquienschreinen … Alles zusammen formt sich zum vollkommenen Bild: Zu einem der schönsten und prachtvollsten sakralen Bauwerke Europas.

Erzählt all diese Kunst nur von einer fernen Zeit? So ist es nicht. Sehr zeitgenössisch ist die Hauptorgel, Baujahr 1974. 67 Register, 30 Tonnen schwer, 16 Meter hoch und acht Meter breit „klebt“ sie in ihrem „Schwalbennest“. Modernes Äußeres, hängende Pfeifen und als besonderer Geck: Bei bestimmten Stücken im Repertoire springt ein Teufelchen hervor. Er soll zwar zu Ehren Gottes spielen. Aber er pfeift nur fünf Töne auf einer grausam verstimmten Panflöte.


Adresse

Dom St. Petrus

UNESCO Weltkultur­erbe

Liebfrauenstraße 12

54290 Trier

Tel.: 0651 9790790

www.dom­trier.de

www.dominformation.de


*****

Texte und Bilder entnommen aus:

Pantenius, Michael; Voigtländer, Rudolf: Trier, die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.

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