Ein Markt verdankt seinen Namen der Ware, die auf ihm gehandelt wird. Der 1746 geschaffene Kornmarkt also dem Brotgetreide. Der Grund: Die Moselschiffer mussten ihre Ware vor dem Weiterverkauf zunächst der Stadt anbieten, ihre Kornsäcke also hier stapeln. Dieser „mittelalterliche“ Handel wurde bald liberalisiert, was den Platz nicht überflüssig machte. Im Gegenteil. Er wurde nicht mit Wohngebäuden zugestellt, sondern zum Aushängeschild des aufstrebenden Trier. Im 19. Jahrhundert räumte man alles Alte weg. Auf der Westseite entstand ein Schloss. Das glaubt man auf den ersten Blick. Aber: Es handelte sich „nur“ um die kaiserliche Oberpostdirektion, doch von der ging weit mehr Macht aus, als je ein Stadtadliger in seinen Händen hielt. Und die Kasinogesellschaft erst! Sie ließ einen Bau errichten, der sich optisch deutlich von den „Kaiserlichen“ abgrenzte. In ihr waren nämlich die liberalen Bürger vereint, also die, die den Preußen kritisch gegenüberstanden. Männer wie Heinrich Marx, der Vater des berühmten Philosophen, gaben hier den Ton an. Ob sie immer mal zum Georgsbrunnen hinübergeschaut und sich bei ihren Geschäften den Beistand des Heiligen erbeten haben, ist nicht bekannt. Offenkundig ist, dass der Platz immer weiter verschönt wurde. Es gibt Bäume, ja eine richtige kleine Parkanlage. 2003 wurden, damit alles sauber bleibt, Granitplatten verlegt. 15.000 Stück. Jede wiegt 100 Kilogramm. So viel haben die Kornsäcke wahrscheinlich selten auf die Waage gebracht.
Adresse
Kornmarkt
54290 Trier
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Texte und Bilder entnommen aus:
Pantenius, Michael; Voigtländer, Rudolf: Trier, die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.