Niemand wird widersprechen: Der Hauptmarkt ist der schönste Platz von Trier. Nicht nur, weil rings um ihn prachtvolle Bürgerbauten stehen. Es gibt in seiner Mitte Kunstwerke von Format. Da sind das Marktkreuz und vor allem auch der Petrusbrunnen. So schlicht und eindeutig in seiner Aussage das Marktkreuz ist, so vielfältig und hintersinnig präsentiert sich dieser Brunnen. Als er 1595 errichtet wurde, waren ein paar besonders pfiffige Bürger wohl zuvor in Nürnberg gewesen und hatten sich den Tugendbrunnen in der alten freien Reichsstadt angeschaut. Der Erzbischof Johann von Schönborn, der die Rechnung für das Prachtstück bestritt, war entweder unbelesen (was nicht anzunehmen ist) oder tolerant. Jedenfalls sind auf dem kunterbunten Brunnen allerlei allegorische Figuren zu sehen, die schon damals bürgerliche Kardinaltugenden symbolisierten. Dazu kamen auch ein paar despektierliche Hinweise auf den Zustand des geistlichen Regiments. Da ist die Gestalt der Justitia (also die personifizierte Gerechtigkeit), hinter der ein Affe sein Unwesen treibt, auch sein Verfolger pfeift auf gute Sitten. Andere Figuren stehen da für das alltäglich Wünschenswerte: Temperentia für die Mäßigkeit und andere für die Weisheit und Gerechtigkeit. Der heilige Petrus, Schutzpatron der Stadt, sieht sich das alles leicht betreten an, allein die Gänse zu seinen Füßen schauen fröhlich aus. Kunststück, sie haben mit ihrem Geschnatter ja mal Rom gerettet. Trier zu schützen, dazu langt es allemal.
Adresse
Petrus- oder Marktbrunnen
Hauptmarkt
54290 Trier
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Texte und Bilder entnommen aus:
Pantenius, Michael; Voigtländer, Rudolf: Trier, die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.