Friedrich Wilhelm Hebel (* 24. Februar 1875 in Rothselberg Pfalz (Bayern); 6. Juni 1931 in Kaiserslautern ) war ein Pfälzer Pädagoge der eine große Sammlung Pfälzer Märchen und Sagen zusammentrug.
Wenn hier von Pfälzer Märchen und Sammlungen die Sprache ist, muss man zum besseren Verständnis den geschichtlichen Kontext herstellen:
Der Geburtsort Rothselberg, heute ein Ortsteil der Gemeinde Lauterecken Wolfstein im Landkreis Kusel, gehörte nach dem Wiener Kongress zur bayerischen Rheinpfalz; gleiches gilt im Übrigen für den Schauplatz der folgenden Geschichte.
Hebel war der Sohn eines Bauern, der daneben eine Gastwirtschaft betrieb. Nach dem Besuch des Lehrerseminars war er an mehreren Schulen als Lehrer tätig, zuletzt als Bezirksschulrat in Kaiserslautern Land.
Auch durch seine Erfahrungen im Unterricht wurde ihm bewusst, dass es keine Sagensammlung der Region gab. So begann er die Sagen der Pfalz und der angrenzenden Gebiete zu ergründen und zu sammeln, wozu er eine umfangreiche Korrespondenz mit vielen Pfarrern und Lehrern führte. 1906 verausgabte er seine erste Sammlung „Pfälzische Sagen“, 1908 den zweiten Band und 1912 das „Pfälzische mit rund 300 Einzelgeschichten. 1930 erschien ein weiterer Band mit dem Titel „Pfälzische Sagen: Neue Folge“, illustriert von Adolf Kessler (1890 1974). Die Bücher wurden zu Standardwerken mit diversen Auflagen. (Quelle: Wikipedia)
In meinem Bücherregal steht ein Band des Lesebuchs für Neun und Zehnjährige , Schau ins Land, herausgegeben im Auftrag des Ministeriums für Kultus, Unterricht und Volksbildung von saarländischen Lehrern, West Ost Verlag Saarbrücken, 1958.Ich habe darin folgende Geschichte von Hebel ausgesucht:
Junker Elz von Wecklingen*)
Nicht weit von Blieskastel liegt der Wecklinger Hof, die alte Burg der Junker Elz von Wecklingen. Das Geschlecht derselben erlosch im achtzehnten Jahrhundert, und zwar, wie das Volk erzählt, auf folgende Weise:
Der letzte Junker besuchte des Öfteren mit seiner Familie die Kirche zu Mimbach auf der anderen Seite der Blies.
Einmal nun fuhr der Kutscher die Herrschaften über Blickweiler zur Kirche. Der Fluss war stark angeschwollen, so dass man die Furt nicht benutzen konnte.
Der Kutscher weigerte sich deshalb überzufahren, der Junker aber befahl es. „Nun denn in Gottes Namen!“ sagte der Kutscher. „In des Teufels Namen, fahr zu!“ schrie ihn der Junker an.
Da sprangen die Pferde in die Flut, die Kutsche schlug um, und die ganze herrschaftliche Familie ertrank. Nur der Kutscher kam mit dem Leben da von.
*) Ballweiler Wecklingen ist heute ein Stadtteil der Stadt Blieskastel.
Im 16. Jahrhundert wurde Wecklingen Stammsitz einer Linie der Herre n von Eltz, die sich hier einen repräsentativen Schlossbau errichteten. Die Herren von Eltz Wecklingen waren offenbar alles andere als beliebt. Das hatte zur Folge, dass das Schloss durch Bauern geplündert wurde. Anschließend kam das Haus 1659 in den Besitz der Grafen von der Leyen. Genutzt wurde es allerdings als bäuerlicher Gutshof. Während der Französischen Revolution wurde das Schloss erneut das Opfer von Bauern: es wurde fast vollständig abgetragen.
Heute sind nur mehr ein Keller und einige Trümmer vorhanden. Ein letztes Wahrzeichen aus Wecklingens Vergangenheit war ein großer Torbogen mit dem Herrschaftswappen. Amerikanische Truppen rissen es 1945 nieder.
Randbemerkung: In dem Originaltext des Lesebuches wird das Geschlecht derer von Eltz ohne „t“ geschrieben
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Vorschaubild: Schulausgabe der Pfälzischen Sagen, 1906, Urheber: Friedrich Wilhelm Hebel via Wikimedia Commons Gemeinfrei.
Lesebuch Schau ins Land, Herbert Kihm.
Blick auf Wecklingen einem Ortsteil von Ballweiler, Saarland, Urheber: atreyu via Wikipedia Commons CC-BY-SA 3.0,