Wichte, Elbe, Hauselfe
Johann Hubert Schmitz
In der Sagenwelt der Eifel existieren auch Wesen, die als harmlos zu erachten sind. So zum Beispiel die Wichte, ein kleines unscheinbares Völkchen, welches sich kaum zeigt. Ähnlich wie die Heinzelmännchen in Köln leisten auch sie freundliche Dienste für die Menschheit. Allerdings nur, wenn der Hilfesuchende sie nicht bedrängt und nicht doch zufällig zu Gesicht bekommt. Überall in der Eifel sollen die kleinen „Wichte“ ihre unterirdischen Verstecke haben und dort, ähnlich den Menschen, in Gemeinschaften zusammen leben.
Carolin Eberhardt
Die Volkssage von Bleialf und Umgegend berichtet von den
sogenannten „Wichterchen“, die nur eine Größe von ½ -1 Fuß aufwiesen. Zudem
waren sie so dünn und schmal, dass durch gewöhnliche Felsritzen schlüpfen
konnten. Ihre Wohnungen, Felsen, die viele Höhlen hatten, lagen meist in der
Nähe von Quellen und Bächlein. Oft lebten eine Vielzahl dieser kleinen Wichte
zusammen. Ob sie aber nur in ihrer eigenen Familie oder gar in der gesamten
großen Gesellschaft wirtschafteten, ist nicht überliefert., da es keinem menschlichen
Wesen je möglich gewesen wäre, in ihre winzigen und schmalen Behausungen zu
gelangen. Beschrieben werden die winzigen Wesen weiterhin als sehr genügsam,
friedlich und kunstsinnig. Letzteres zeigte sich in ihrer enormen
Handfertigkeit, aus Eisen, Silber und Gold die feinsten Arbeiten herzustellen.
Auch waren, ähnlich wie bei den Menschen, die beruflichen Aufgaben gleichmäßig
verteilt, so dass unter ihnen auch Schuster und Schneider anzutreffen waren.
Hatte jemand also seinen Schuh zerrissen und legte diesen nebst einem kleinen
Gelde vor die Höhle der Schusterwichtel, so fand er diesen am nächsten Tage
repariert vor seiner Türe vor. Bei mancher Gelegenheit, wenn die Wichtel sich
am Tage auf ihren Felsen sonnten oder in den Bächlein plantschten und von
Menschen gesichtet wurden, schlüpften sie geschwind wieder in ihre Felshäuser
zurück. Des Nachts allerdings wandelten sie oft ungestört in den Wäldern und
zwischen den Felsen umher. Die Wohnorte der Wichterchen wurden in der Gegend um
Steinbrück, in der Nähe zu Schlierbach, in der Himmelsgebinnerlai an der Alf,
am Fuße der Schneisel sowie bei dem Dörfchen Steinbach in der „Wichterlai“.
nacherzählt von Carolin Eberhardt
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Textquelle:
Schmitz, Johann Hubert (Hrsg.): Sitten und Sagen, Lieder, Sprüchwörter und Räthsel des Eifler, nebst einem Idiotikon, Trier: Druck und Verlag der Fr. Linz'schen Buchhandlung,1856.
Bildquellen:
Vorschaubild: Plate by French printmaker Amédée Varin from "Drôleries végétales. L'Empire des légumes, mémoires de Cucurbitus Ier" by Eugène Nus and Antoine Méray, Paris: Gabriel de Gonet, 1861 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.
Gnom, Eisenbahn betrachtend, von Carl Spitzweg (etwa 1848) via Wikimedia Commons Gemeinfrei.
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