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Tee mit der Königin

Kurzgeschichten aus Wales herausgegeben und übersetzt von Frank Meyer und Angharad Price.

Das Hüllscheider Männchen

Das Hüllscheider Männchen

Johann Hubert Schmitz

Ob Rumpelstilzchen oder der böse Bergzwerg bei Schneeweißchen und Rosenrot: Immer wieder taucht in den Überlieferungen unserer Vorfahren eine Geschichte über ein kleines, heimtückisches und freches Männchen auf. Meist hat dieser einen langen Bart, eine Zipfelmütze und gleicht auch sonst in seinem äußeren Erscheinungsbild sehr stark den bekannten Zwergen von Schneewittchen. Doch vielleicht geht das Vorbild der heutigen Gartenzwerge ja sogar auf den kleinen Gesellen zurück, über den die folgende Sage berichtet.

Carolin Eberhardt

In der Nähe von Eckfeld befand sich Vorzeiten ein Waldstück, welches von den Bewohnern der Gegend als „Hüllscheid“ bezeichnet wurde. In diesem haben viele Wanderer und Arbeiter ein kleines altes Männchen erblickt, welches bei Nacht mit lauten Geräuschen Holz hackte, das gespaltene Holz am anderen Morgen aber für neugierige Augen liegen ließ. Ab und an geschah es, dass Mäher, welche des Nachts in dem Walde schliefen, hörten, wie das Männchen die Sense schleifte. Da sie meinten , ein anderer Mäher wäre dort und daraufhin zu der Stelle gingen, aus der das Geräusch zu kommen schien, fanden sie dort keinen vor, vielmehr erklang das Geräusch nun aus einer völlig anderen Richtung.

Nicht nur des Nachts wurde das Männchen gesehen oder gehört. Auch am Tage haben viele Augen es bei der Arbeit am Felsen erblickt, wie es Felsstücke an einer Bergwand löste und daraufhin herabrollen ließ. Manchmal solle das Männchen auch als Vogel am Lieserbache erscheinen. Versucht es aber jemand einzufangen, so wird derjenige von dem Vogel geneckt. Denn er lässt den Fänger ganz dicht an sich herankommen, um dann schnell ein ganzes Stück weiter zu fliegen.

nacherzählt von Carolin Eberhardt

*****

Textquelle:

Schmitz, Johann Hubert (Hrsg.): Sitten und Sagen, Lieder, Sprüchwörter und Räthsel des Eifler, nebst einem Idiotikon, Trier: Druck und Verlag der Fr. Linz'schen Buchhandlung,1856.

Bildquellen:

Vorschaubild: Heinrich Schlitt - Kobolde jagen Schmetterlinge, 19. Jahrhundert via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Красналюдка-казачнік-бай, etwa 1948, Urheber: Jazep Drazdovič via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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