„Ist das Kunst, oder kann das weg?“ Die naive Frage einer Putzfrau dürfte es bis in den Büchmann schaffen, in die berühmte Sammlung der geflügelten Worte. Also: Kunst oder Nichtkunst? Das ist eine Frage des Geschmacks. Diskutieren kann man, aber bitte doch „ergebnisoffen“. Was ist mit Graffiti? Dem einen sind sie hohe Kunst, dem anderen Sachbeschädigung. Ja, was denn nun. Salomonisch antwortet der, der sagt: Kommt darauf an. Graffiti können durchaus Kunst sein, legale Kunst zumal, gelegentlich trifft es sogar auf illegale zu.
In Trier tobte über Jahre ein verbissener Kampf. Was tun gegen die Verschandelung der Stadt durch wilde Schmierereien? Was tun, um denen, die tatsächlich Sehenswertes schaffen, Raum zu geben? Am Ende stand ein Kompromiss: konsequenter Kampf gegen die Illegalen und Förderung der legalen Sprayer-Szene.
Heute gibt es in der Stadt acht Flächen, die – nach Voranmeldung bei der zuständigen Behörde – besprüht werden dürfen. Natürlich hagelt es allemal Kritik. So ist bei Facebook zu lesen: „wo liegt die kunst des graffiti wenn’s erlaubt is? is doch nicer wenn über nacht an irgendeiner Fassade ein gemälde entsteht, das die leute vorbei gehen und sich denken: scheiß die wand an, das war gestern nich hier.“
Die berühmteste unter allen Wänden ist die „Wall of Fame“ von Trier, die Nordwand des Exzellenzhauses, und zugegeben: Ausdrucksstärker, farbenfroher sind die Vorbilder in New York auch nicht. Motto: „Graffiti sind kein Kampf, sondern Kommunikation.“
Adressen
Legale Graffitiflächen im Stadtgebiet
Fußgängerunterführung an den Moselauen
Fußgängerunterführung an den Kaiserthermen
Nordwand des Exzellenzhauses, Zurmaier Straße 114
Spielplatz Leoplatz/ Trier-Süd
Eisenbahnunterführung Kürenzer Straße/Schönbornstraße
Unterführung Martinsufer/Ausoniusstraße
Zurmaiener Straße (Unterführung Cusanushaus)
Konrad-Adenauer-Brücke
*****
Texte und Bilder entnommen aus:
Pantenius, Michael; Voigtländer, Rudolf: Trier, die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.