Die berüchtigte und gefürchtete Lorelei - ein Opfer ihrer eigenen Boshaftigkeit? Die verführerische Gestalt der rheinischen Lorelei, welche in Heinrich Heines Gedicht "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" als unglückbringende Sirene beschrieben wird, erfährt in dem vorliegenden Lied einen kompletten Image-Wechsel. Denn als sie wegen ihrer Missetaten vor den Bischof gerufen wird, so gibt sie preis, dass ihr der Hang zur schwarzen Magie angeboren ist und sie sehr darunter leide, dass sich ihr niemand nähern kann, ohne ihrem Zauber zu verfallen. Selbst der Bischof ist von ihrer Magie und Schönheit angetan und kann ihr kein Leid antun. Wie man sieht: ein Perspektivenwechsel kann die Meinung zu einer Person schnell verändern.
Die Lorelei ist wohl eine der bekanntesten deutschen Sagenfiguren, nicht nur in der Region um und am Rhein, sondern deutschland- und sogar weltweit. Ihr wird nachgesagt, dass sie arme Schiffer mal bei Nacht und Nebel, mal in der Abenddämmerung, mit ihrem Gesang angelockt habe, so dass diese mit ihren Schiffen an den Felsen zerschellten oder, wie nach Heines Gedicht, von den wogenden Wellen verschlungen wurden, während sie ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die schöne blonde Jungfer richteten. Doch ist die Männer anlockende Schönheit tatsächlich nur eine fiktive Figur aus der Kunstsage Brentanos und stammt nicht etwa aus den regionalen Überlieferungen.
Carolin Eberhardt
1. Strophe
Zu Bacharach am Rheine
wohnt eine Zauberin,
die war so schön und feine
und riss viel Herzen hin.
2. Strophe
Und machte viel zu Schanden
der Männer ringsumher,
aus ihren Liebesbanden
war keine Rettung mehr!
3. Strophe
Der Bischof ließ sie laden
vor geistliche Gewalt,
und musste sie begnaden,
so schön war ihr Gestalt!
4. Strophe
Er sprach zu ihr gerühret:
"Du arme Lorelei,
wer hat dich denn verführet
zu böser Zauberei?"
5. Strophe
"Herr Bischof, lasst mich sterben,
ich bin des Lebens müd;
weil jeder muss verderben,
der mir ins Auge sieht!
6. Strophe
Mein Augen sind zwei Flammen,
mein Arm ein Zauberstab
legte mich in die Flammen,
o brechet mir den Stab!"
7. Strophe
"Ich kann dich nicht verdammen,
bis du mir erst bekennst,
warum in deinen Flammen
mein eignes Herz schon brennt!"
Notendownload: Zu Bacharach am Rheine (Noten Gesang & Akkorde)
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Bildquellen:
Vorschaubild: Lurelei, Gemälde von Carl Joseph Begas, 1835 via Wikimedia Commons Gemeinfrei.
Loreley mit Loreleyhafen von Nordwesten, im Vordergrund Burg Katz, 2016, Urheber: Alexander Hoernigk via Wikimedia Commons CC BY 3.0.
Notensatz von Carolin Eberhardt.