Der Fluss hat manches gesehen. Römische Heerscharen und fränkische Herrlichkeit. In seinen Wassern haben sich Legionäre den Staub der Feldzüge von den Füßen gespült, Händler beluden ihre Galeeren, und hier haben gekrönte Häupter von Bord ihrer Schiffe ins Land geschaut und dem Volk huldvoll gewunken. Vor gar nicht langer Zeit standen die Großherzogin von Luxemburg, General de Gaulle und der deutsche Bundespräsident gemeinsam auf den Planken. Das war 1964. Damals wurde gefeiert, dass die Mosel endlich ein Band des Friedens geworden war. Sie vereint nun drei Völker, die sich nur allzu oft bekriegten und dies künftig nie mehr tun wollen. So die Reden, und wir wollen fest glauben, dass sie mehr als wohlfeile Sonntagsreden waren.
544 Kilometer Mosel: Von den Vogesen bis zum Deutschen Eck mäandert der Strom durchs Land. Dass er fließt, kann man kaum sagen, denn er wurde mit 28 Staustufen gezähmt. Das bringt auch Vorteile. Der Strom ist nach dem Rhein die wichtigste Wasserstraße Deutschlands. Klingt sehr prosaisch, aber klar ist auch und einsehbar für jedermann: das Moseltal, die steilen Weinberge an ihren Ufern. Die Burgen sind vor allem eines: romantisch. Durch und durch. Schwer zu sagen, von wem das Lied stammt: „Hoch preis’ ich mit vollem Pokale / die Heimat des köstlichen Weins! / Ich preise die Mosel im Tale / die herrliche Tochter des Rheins! / Stolz ragen die Burgen und grüßen / und reden von uralter Zeit / grüngoldig die Mosel zu Füßen / im ewigen Jugendkleid!“
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Texte und Bilder entnommen aus:
Pantenius, Michael; Voigtländer, Rudolf: Trier, die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.