Porta heißt Pforte oder Tor und Nigra (oder Negra) schwarz. Das „Nigra“ beschreibt hier einen unübersehbaren Zustand: Der ganze Bau ist schwarz, doch das war das heutige Wahrzeichen Triers nicht immer. Als es um 180 n. Chr. als nördlichstes Bollwerk vor der römischen rund 6,4 Kilometer langen Stadtmauer errichtet wurde, strahlte es in hellem Kalkstein. Der schwarze, tief eingedrungene Farbton rührt von den Rußwolken der Stadtbrände her, die immer wieder ausbrachen. Oft genug waren sie mutwillig gelegt worden. Zuerst von den Franken und Alemannen, die mit zunehmendem Erfolg gegen die nördlichen Grenzen des Römischen Reiches anrannten, später auch von den Truppen der französischen Könige, die Trier gern besessen hätten. Zeitweilig ist ihnen das auch gelungen. Damit ist klar, dass das heute bedeutendste römische Bauwerk in Deutschland nicht immer diesen Namen trug. Ihre Erbauer nannten es Porta Martis, also „Tor des Mars“. Der aber war einer der wichtigsten Götter des Römischen Reiches. Mars führte als Kriegsgott die Kämpfer in die Schlacht.
Das alles und mehr erfährt der Besucher bei einer Führung durch einen stilvoll als Legionär oder Gladiator gewandeten Führer. Er macht auch auf die Bauweise dieses klassischen Gemäuers aufmerksam, die sich ansonsten nicht sofort erschließt. Die Porta, gut 30 Meter hoch, wurde aus Sandsteinquadern errichtet, die bis zu sechs Tonnen wiegen. Sie wurden im Kylltal nahe Trier gebrochen, mit Bronzesägen geteilt, zugeschnitten und herbeigeschleppt. Schon dies war eine technische Meisterleistung. Der „Legionär“ zeigt, wie sie ohne Mörtel verbunden wurden, denn eine der mit Blei vergossenen Eisenklammern zwischen den Blöcken haben die über Jahrhunderte tätigen Metalldiebe übersehen.
Zur Geschichte der Porta gehört die Freundschaft zwischen dem Erzbischof Poppo von Babenberg und dem griechischen Mönch Simeon. Poppo hatte den frommen Mann von einer Pilgerfahrt ins Heilige Land mitgebracht. Dem aber gefiel das Leben am Hofe nicht. Er zog in die leere Porta und lebte in ihr bis zu seinem Tode als Eremit. Der Erzbischof nahm ihm diese Weltabgewandtheit nicht übel, im Gegenteil: Er ließ ihn 1035 heiligsprechen. Das rettete die Porta vor einem Schicksal, das die anderen Tore Triers erfahren mussten: Sie wurde kein Steinbruch für die kirchlichen und weltlichen Bauten der mittelalterlichen Stadt. Zudem ließ der Bischof auf der Porta eine große Kirche errichten und gleich daneben das Kanonikerstift St. Simeon, in dem heute das Stadtmuseum residiert.
Und noch ein großer Mann hat sich um die Porta verdient gemacht. Napoleon Bonaparte. Er bewies eine Denkungsart, die man bei ihm nicht vermutet hatte. Als er 1804 Trier besuchte, untersagte er seinen revolutionären Truppen, den heiligen Ort zu plündern und verfügte den Rückbau aller Um- und Anbauten an der Porta. Ausgeführt haben das allerdings erst die Preußen, die ab 1816 hier das Sagen hatten. Für ein paar Jahre hieß die Porta Wilhelmstor, aber das haben sich die Trierer nicht lange gefallen lassen.
Adresse:
Porta Nigra
UNESCO Weltkulturerbe
Porta Nigra Platz
Simeonstraße
54290 Trier
Tel.: 0651 978080
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Texte und Bilder entnommen aus:
Pantenius, Michael; Voigtländer, Rudolf: Trier, die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.