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Mario Schneider
Tourist
Bild-Text-Band
Man könnte annehmen, das Thema »Tourist« brächte hauptsächlich Skurriles hervor, doch sind es vielmehr intime Begegnungen zwischen Fotograf und Objekt. Reisen verändern den Menschen. Diesen Wandel hat Mario Schneider, der sich wie auch in seinen Dokumentarfilmen am Menschen und dessen Wesen interessiert, in seinen eindrucksvollen Fotografien festgehalten.
Wir alle versuchen, den Touristen aus dem Weg zu gehen, und verwandeln uns doch regelmäßig selbst in sie. Gerade in diesen Zeiten, wo uns jede Flugreise ein schlechtes Gewissen beschert, wo Ozeanriesen Millionen von Besuchern über die Venedigs dieser Erde ausschütten, versucht Schneider den Menschen hinter dem Touristen zu entdecken – und tatsächlich, es gibt ihn auch dort – im Urlaub. Voller Freude, Liebe und Einsamkeit.
Mit Texten von Meike Wetzel, Jule Reckow und Mario Schneider.

Ratskeller Zur Steipe in Trier

Ratskeller Zur Steipe in Trier

Dr. Michael Pantenius
Rudolf Voigtländer

Rot-weißer Bürgerstolz

Man muss schon Trier’sch beherrschen, am besten hier geboren sein, um zu verstehen, was das Wort Steipe bedeutet. Auf Stützen kommt man nicht so leicht. Aber genau nach diesem mundartlichen Wort ist das wichtigste Haus am Markt benannt. Der um 1483 im Auftrag des Stadtrates vollendete turmartige Bau besitzt Arkaden, deren „Steipen“ tragen die Fassade und das riesige Steildach über den Zinnen noch dazu.

Die Steipe war und ist wohl immer noch das Symbol bürgerlicher Stadtherrlichkeit. Hier tagte der Rat, hier saß man zu Gericht, und hier hockte die Obrigkeit in ihrer Trinkstube und beriet, wie sie sich wider die Bischofsmacht behaupten konnte. Dazu sicherte sie sich die Unterstützung der vier Stadtpatrone Jakobus der Ältere, Helena, Petrus und Paulus. Deren Anblick stimmte den Bischof froh, aber auf die Geharnischten links und rechts des ersten Geschosses, wird er nachdenklich geschaut haben. Der linke Ritter blickt zwar in Richtung Bischofssitz, doch er steht da wie ein moderner Rausschmeißer. Motto: Wer hier ins Haus darf, bestimme ich. Und erst der rechte Ritter! Der steht zwar auch dem Dom zugewandt, aber er hat sein Visier heruntergelassen und außerdem trägt er ein Schwert. Die Hand am Knauf! Nach Unterwerfung schaut der gar nicht aus.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Steipe vollständig zerstört, zwischen 1968 und 1970 aber historisch getreu rekonstruiert. Zum Glück hatten sich die Befürworter eines modernen Baus nicht durchgesetzt. Heute würden sie womöglich siegen.

Adresse:

Ratskeller Zur Steipe

Hauptmarkt 14

54290 Trier

Tel.: 0651 75052

www.ratskeller­-trier.de


*****

Texte und Bilder entnommen aus:

Pantenius, Michael; Voigtländer, Rudolf: Trier, die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.

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