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Rüdiger Fikentscher

Deutschland und anderswo
Reiseerlebnisse im 19. Jahrhundert

»Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen«, dichtete einst Matthias Claudius. Wie recht er damit hatte, zeigt sich in den im Buch versammelten Originalberichten aus Tagebüchern und Briefen von Mitgliedern einer besonders reisefreudigen Familie über fünf Generationen. Sie reisten geschäftlich, wegen der Wissenschaft, um Bildung zu erwerben und persönliche Verbindungen zu stärken. Auf jeden Fall individuell, doch kaum, um sich zu erholen. Weder arm noch reich wanderten oder fuhren sie durch Deutschland, Österreich, Frankreich und England, kamen sogar nach Übersee.

Konstantin-Basilika Trier

Konstantin-Basilika Trier

Dr. Michael Pantenius
Rudolf Voigtländer

Vom Thron zum Altar

Wenn man bedenkt, was die Konstantin-Basilika in ihrer gut 1.700 Jahre langen Geschichte schon alles gewesen ist, was sie einmal war und wen sie so alles ertragen musste, dann ist es mehr als erstaunlich, dass sie alle Zeitläufte überstanden hat. Zumindest scheint es so, denn kaum ein Gebäude in der Stadt hat eine so bewegte Geschichte. Die Römer hatten hier ihre gallische Prätorianerpräfektur angesiedelt, also das Zentrum ihrer Macht in der westlichen Hälfte des Riesenreiches. Die Prätorianer waren eine Elitetruppe, sie unterstanden dem Kaiser und das hieß: Damit sie nicht zum Staat im Staate werden konnten, mussten die jeweiligen Herrscher ihnen öfter auf die Finger schauen, sich in Treverorum (also im späteren Trier) persönlich blicken lassen. Und nicht nur das: Sie mussten hier auch residieren und ihre Macht anschaulich präsentieren. Wo ging das besser, als in einem Bauwerk, das schon allein durch seine Dimension die Größe des Reiches symbolisierte?

Das heute als Basilika bekannte Gotteshaus, um 310 unter dem römischen Kaiser Konstantin erbaut, war ursprünglich Teil einer großen Palastanlageund diente ausschließlich profanen Zwecken: In dem gewaltigen Raum, 71 Meter lang, 27,5 Meter breit und 33 Meter hoch, stand der Thron des Kaisers – und sonst nichts. Diese „aula palatina“ sollte jeden einschüchtern, der sie betrat und sich devot dem Herrscher nahen durfte. Und diese Funktion hat der größte säulenlose Raum, der aus der Antike überkommen ist, wohl auch erfüllt. Bis zu dem Tag, an dem Rom dem Ansturm der Germanen, der Franken und anderer Völker nicht mehr länger standhalten konnte und sich aus Gallien zurückzog. Da war das Christentum schon etabliert, aber seine neuen „Herrscher“ ebenso gefährdet wie die Kaiser Roms. Deshalb bauten die siegreichen Franken, später die Trierer Erzbischöfe und die Kurfürsten (oft waren sie das in Personalunion) im 13. Jahrhundert die alten Palastanlagen zu einer Burg um, später errichteten sie ein Schloss. Da lebte es sich besser. Dem Schlossbau fielen Teile der „aula palatina“ zum Opfer, andere wurden in das kurfürstliche Palais integriert. Dennoch: Der klassische Charakter des Gemäuers blieb erhalten.

Das änderte sich erst 1856 unter Preußen, denn Friedrich Wilhelm IV. war ein überzeugter Protestant. Kein großes, schönes Gotteshaus für meine Religionsgenossen? So wird er wohl gedacht haben. Er ließ, soweit rekonstruierbar, den römischen Zustand wieder herstellen. 1856 wurde der größte Römerbau jenseits der Alpen als „Evangelische Kirche zum Erlöser“ eingeweiht. Einhundert Jahre später, 1956, wurde die Weihe wiederholt, denn die Basilika war im Krieg weitgehend zerstört worden …

Und heute? Obwohl etwa zwei Millionen Menschen im Jahr die Weltkulturerbestätte besuchen, ist die Basilika kein Museum. Sie ist ein Kirchenraum, in dem aber außer Gottesdiensten zahlreiche kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Darunter immer welche, in denen das Schicksal dieses gewaltigen Baus im Zentrum steht.

Adresse

Konstantin-Basilika

UNESCO Weltkultur­ erbe

Konstantinplatz 10

54290 Trier

Tel.: 0651 99491200

www.trier­info.de


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Texte und Bilder entnommen aus:

Pantenius, Michael; Voigtländer, Rudolf: Trier, die 99 besonderen Seiten der Stadt, Halle: Mitteldeutscher Verlag, 2016.

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Konstantinpl. 10
54290 Trier

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